Als Imker das Schwärmen nicht verhindern

  • ......Deswegen vermeidet der verantwortungsbewusste Imker Schwärme. ....

    Guten Morgen,


    genau. Ich kenne wie gesagt viele Gründe für die Schwarmverhinderung:


    Gesundheit der Bienen (Varroa, Faulbrutverbreitung), Vermeidung von Dahinsiechen abgehauener Schwärme, eigene Gesunderhaltung (Kletterei), Leistungsabfall beim Schwarm und davor, Nachbarschaftsprobleme bei ständiger Schwärmerei.


    Letzterer dürfte für mich einer der wesentlichsten Gründe sein. Wir leben in einer zunehmend dicht besiedelten, ja zersiedelten Landschaft. Die Gesellschaft der Zukunft wird in ihrem Umfeld keine Bienen mehr tolerieren. Erste Anzeichen (s. NABU) sehen wir schon heute. Es tritt eine vermehrte Bienenfeindlichkeit auf. Dies wird zunehmen, und Schwärme werden dies forcieren.


    So richtig gute Gründe für das Schwärmen lassen fallen mir eigentlich kaum ein außer, dass es ein gewaltiges Naturschauspiel ist. Schwarmtriebige Bienenvölker machen aber ungleich mehr Arbeit und benötigen viel Zeit.


    LG

    Kai

  • ...dass das Schwärmen ja keine Krankheit der Bienen ist wie ich gelesen habe, sondern ein völlig naturgewolltes Verhalten. ...

    Hier mal ein gaanz aktuelles Beispiel aus meiner 40-jährigen Praxis:


    Vorgestern habe ich alle Mini Plus durchgesehen und etwaige Weiselnäpfchen gebrochen, natürlich auch die mit Stiften. Dennoch hat eines dieser Völker heute (!) während meiner Abwesenheit geschwärmt.


    Schade. Der Schwarm ist natürlich nicht auffindbar. Kann ja überall und nirgendwo sitzen (ich wollte das Volk morgen aufteilen und den Schwarm vorwegnehmen). Da jetzt eine kalte Regenfront naht und das Wetter die nächsten Tage wieder sehr unangenehm wird, ist der Schwarm verloren.


    Er wird elendig irgendwo in eine Thuja oder dichten Hecke krepieren. Verhungern. Die Bienen werden vor Hunger von der Traube fallen, wenn nicht kalter Regenschlag ihnen vorher bereits ein Ende gemacht hat.


    Auch aus diesem Grund bin ich für Schwarmverhinderung.


    LG

    Kai

  • Mit Glück wird der Schwarm ja von einem anderen Imker gefunden und gerettet.


    Aber sehr lehrreich für mich zu lesen, danke. Vermutlich ist es dem Schwarm dann doch zu eng geworden in der Beute, oder? Zellen brechen ist also nur ein kleiner Teil der Schwarmverhinderung wenn ich richtig verstanden habe, es kommt auf mehr an.

  • Zellen brechen ist also nur ein kleiner Teil der Schwarmverhinderung wenn ich richtig verstanden habe, es kommt auf mehr an.

    Es ist die gängige Hauptmaßnahme. Wenn ein Volk allerdings partout schwärmen möchte, kann man das mit dieser Maßnahme nicht verhindern. Dazu müßte man es einsperren.


    Die Alternativen sind noch brachialer: Weiseln die Flügel zu verstümmeln oder ein Absperrgitter vor das Flugloch. Kann jeder halten, wie er möchte, wenn er es gut findet. Ich finde es respektlos gegenüber diesen Wesen und lehne es deshalb ab, jedenfalls, es selber zu tun.


    Die pauschale Behauptung, daß der (jeder?) unentdeckte Schwarm verrecken würde, ist letztlich eine Schutzbehauptung, um seine Eingriffe in die Bienenbiologie vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen. Denn dafür gibt es keinen Beleg, und auch die Statistik hält dieser Behauptung sicher nicht stand. So mancher Schwarm wird doch noch geborgen. Andere bleiben naturbelassen. Ob die an Varroa sterben, ist offen, allerdings ist die Infektion mit diesem Parasiten nicht die Schuld des Schwarmimkers!


    Auch die Moralisierung, daß "jeder verantwortungsvolle Imker Schwärme verhindere", womit implizit eine Wertung derselben und Abwertung der anderen vorgenommen wird, weise ich als schäbig zurück. Ja, ich empfinde sie sogar als anmaßend.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

    Einmal editiert, zuletzt von Freizeitimker ()

  • Mit Glück wird der Schwarm ja von einem anderen Imker gefunden und gerettet.


    Aber sehr lehrreich für mich zu lesen, danke. Vermutlich ist es dem Schwarm dann doch zu eng geworden in der Beute, oder? Zellen brechen ist also nur ein kleiner Teil der Schwarmverhinderung wenn ich richtig verstanden habe, es kommt auf mehr an.

    Hallo, ja Zellenbrechen zögert im besten Fall den Schwarm hinaus, im schlechteren Fall interessiert es die Bienen überhaupt nicht, ob ich Zellen gebrochen habe oder nicht. ;) Das meiste hängt von der Genetik ab. Zuchtauslesen der Ligustica, Buckfast und Carnica sind schwarmträger als manche Linien oder F1-Nachzuchten der Dunklen Biene.


    Die beste Schwarmverhinderung ist der Königinnenableger. Nur muss man den zur richtigen Zeit machen. Ein Tag zu spät ist nur dicht daneben, aber trotzdem vorbei.


    Schade um die Bienen.


    LG

    Kai

  • Auch die Moralisierung, daß "jeder verantwortungsvolle Imker Schwärme verhindere", womit implizit eine Wertung derselben und Abwertung der anderen vorgenommen wird, weise ich als schäbig zurück. Ja, ich empfinde sie sogar als anmaßend.

    Ich mag mich ja täuschen, meine aber in deinen Beiträgen mehr Moralisierung und Anmaßung zu erkennen als Du den Schwarmverhinderern vorwirfst.


    PS: Ich schneide keine Flügel und setze kein Absperrgitter. Bin eher bei Kai und halte Königinnenableger als die beste Wahl bei der Schwarmverhinderung.


    Varroa ist sicherlich nicht die Schuld der Schwarmimkerei. Aber taugt das als Entschuldigung für eingehende Schwärme? Selbst ohne Varroa wäre die Überlebensrate von unbetreuten Schwärmen doch nicht sehr hoch...

  • Schwarminkerei der Heideimker hatte auch anderen Hintergrund. Völker benötigte man spät im Herbst. Bis dahin stark mit schwärmen vermehren war durchaus sinnvoll.

    Die zeiten haben sich aber geändert.. Vetantwortungsvole zucht gejt un richtung schwarmträgheit. Es gibt linien, die haben über mehrere Genetationen nie eine Zelle angesetzt.

    In der stadt ist aus meiner Sicht veranwortlichkeit und Rüchsichr gegenüber nachbarn alternativlos. Draussen am Lande ist man eher nur noch seinem Gewissen unterworfen.

    Hunde sind in der Stadt auch erlaubt, ständig Kläffende sind schon problematischer. Am land sind auch diese unproblematisch. Fakt ist, viele schwärme überleben den winter nicht. Vin daher ist dies auch eine Frage der Ethik einerseits und des Egos, ein Naturschauspiel zu beobachten andererseits.

  • Das Argument, dass die Bienen nicht mehr überleben in freier Wildbahn, teile ich. Durch die Varroa ist das ausgeschlossen.


    Wer Tiere hält, ist auch verantwortlich dafür. Allerdings ist das gezeichnete Bild falsch. Einem guten Schwarmimker gehen kaum Schwärme durch die Lappen. Allerdings ist der Arbeitseinsatz unverhältnismässig hoch. Schliesslich lassen für die VSH Zucht mehr Völker ihr leben.

    Ferner bin ich nicht davon ausgegangen, dass jemand eine Schwarmimkerei im Stadtgebiet betreibt.

  • Nachtrag zu heute: den Schwarm im Apfelbaum "kriege" ich leider nicht. Sitzt zwar "nur" 6 m hoch, ist aber von dichtem Astwerk und Gestrüpp allseitig umgeben. Da ist kein Herankommen, insbesondere von unten sind einige dicke Äste sowie Zweigwerk im Weg. Schade.

    Daher lege ich Wert auf Schwarmverhinderung. Es muss gehandelt werden: Auflösung aller Mini Plus Völker.



    LG

    Kai

  • Hallo Kai, ich bin zwar noch ein ganz kleines Imkerlicht, aber meine 3 Miniplus haben mir mit ihrem raschen Wachstum so viel Angst gemacht das ich auch alle aufgelöst habe und in normal großen Beuten umgewohnt habe wo ich auch entsprechend dem Volkswachstum erweitern kann. Ich habe heute auch noch ein Volk auf meinem Außenstand durchgesehen und dachte erst die wollen schwärmen - es war aber nur eine verdeckelte Weiselzelle mitten auf der Wabe. Da die Königin mindestens von vorletzen Jahr ist denke ich mal die weiseln still um. Ich werde sie im Auge behalten. Die haben schon letztes Jahr nicht mit viel Honig geglänzt.

    LG Reinhard

  • Hallo Kai, ... meine 3 Miniplus haben mir mit ihrem raschen Wachstum so viel Angst gemacht das ich auch alle aufgelöst habe und in normal großen Beuten umgewohnt habe ...

    Hallo Reinhard,


    ja, den Bienen selber geht es sehr gut in den Mini Plus, keine Frage. Aber dieses Schwarmgedusel und vor allem den Verlust braucht man als Imker nicht. Von daher: weg mit den Mini Plus, werden alle die kommenden Tage aufgelöst.


    Eine so kurze Schwarmexplosion habe ich noch nicht erlebt: vor 3 Tagen nix los, heute die ersten Schwärme abgehauen. Hammer. Brauche ich nicht.


    LG

    Kai

  • SLchwärme? Waren es mehr als einer? Der im Apfelbaum und einer der komplett weg ist?


    Es ist vieles anders. Durch die extremen brutstopps ist die entwicklung schubartiger.

    Das mistwetter hat auch alles durcheinander gebracht

  • SLchwärme? Waren es mehr als einer? Der im Apfelbaum und einer der komplett weg ist?


    Es ist vieles anders. Durch die extremen brutstopps ist die entwicklung schubartiger.

    Das mistwetter hat auch alles durcheinander gebracht

    Ja, der im Apfelbaum ist ja erst während der Dreharbeiten zum vorherigen Schwarm gefallen. Somit ja, zwei Schwärme an einem oder 2 Tagen.


    LG

    Kai

  • Von daher bin ich fast schon etwas zornig heute. Da macht man sich stundenlange Arbeit, Völkerkontrolle, jede Wabe ziehen bei 7 Grad, viele Stiche kassieren, wozu eigentlich? Dass die Bienen dann 2-3 Tage später ausziehen?


    Sowas will ich mir nicht mehr antun, von daher geht das Reduzieren weiter. Alle Mini Plus kommen weg. Auflösen.


    LG

    Kai

  • Nicht aufloesen, sondern rechtzeitig entweiseln. Ist bei den M+ ein gaengiges Verfahren der Schwarmverhinderung. Im Juli stehen die ohne Schwarmabgang wieder voll im Saft. Wenn es mal mit der Nachschaffung nicht klappt, dann vereinen. Wichtig ist nur das Absperrgitter ueber Zarge 3. Es gibt in der Imkerei kaum etwas Nervigeres, wie in einem 8-zargigen M+ eine ungezeichnete Nachschaffungskoenigin zu suchen. Boese Imker :cursing:, also solche, die in die Hoelle kommen:evil:, muessen diese Taetigkeit dort bis zum St.Nimmerleinstag ausfuehren - natuerlich mit der Scutellata :lol:

  • Moin

    alle M+ jetzt radikal auflösen halte ich für überzogen, das Jahr ist schon extrem...

    Das M+ "arbeit" macht war schon immer so und wird auch so bleiben ist nun mal ein kleines Standmaß . Ich habe mir angewöhnt die Mini Plus Türme nie höher als wie 4 max. 5 Zargen im Frühjahr wachsen zu lassen, spätestens dann schröpfe / teile ich bzw. nutze die Masse für Begattungskästchen oder lasse sie mit Schiffsrumpfrähmen Wabenhonig schaffen . Dieses Jahr habe ich viel Bienenmasse in die Wirtschaftsvölker bringen können nachdem die erste Brut kältebedingt ausgefallen war. Ich würde die Völker erstmal stark verkleinern und ihnen Arbeit in Form von neuen Mittelwänden geben wer weis wozu Du die Bienen bzw. die Königinnen noch braucht dieses Jahr ;)

    Gruß Jens

  • Hallo Kai , danke für dein Video. Habe es mir angesehen. Es ist ärgerlich, wenn man Bienen verliert durch einen Schwarm, auch wenn es ein Naturtrieb ist. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, zumal wenn man befürchten muss, dass er nicht überlebt.


    Doch scheint es mir aufgrund der Videos und Texte, die ich gesehen habe, in der Regel auch immer wieder vorzukommen, dass ein Imker einen Schwarm fangen kann, weil er benachrichtigt wird, wo einer ist. Kann man das nicht als eine Art Ausgleich ansehen? Die Natur nimmt einem mal was, aber sie gibt auch mal was zurück (muss man nicht nur auf Bienen bezogen sehen).


    Dass man keine Beuten offen lassen darf mit dem Zweck, einen Schwarm anzulocken, stimmt aber offenbar nicht so pauschal. In dem folgenden Beitrag wird erklärt, auf welche Weise das legal möglich ist:


    Mellifera e-V. - Legale Schwarmlockkisten


    In diesem Video konnte ich sehen, wie das ein Imker praktisch umsetzt:


    Youtube - Imkern wie da Jupp Schwarm anlocken

  • Das Mini+ ist eine Beute zur Begattung der Königin - mehr nicht. Die Kiste ist einfach zu klein um darin ein im Frühjahr aufstrebendes Volk zu beherbergen. Dann kommt noch ein spezielles kühles Frühjahr dazu, dann sind die Völker nicht mehr zu halten. Für mich ist Miniplus eine nette Spielerei und gute Begattungseinheit - mehr nicht. Deswegen setze ich es nur noch in Ausnahmefällen ein. Es gibt keine kleinen Bienenvölker - nur normal große. Und die haben im Mai - Juni 50 - 60000 Bienen im Volk.

    LG Reinhard